Header-Bild

SPD Ortsverein Coswig (Anhalt)

Kein fehlerloser Weg - Wolfgang Thierse eröffnet Wanderausstellung in Wittenberg.

Veranstaltungen

WITTENBERG/MZ - „150 Jahre alt zu werden ist kein Zeichen von Schwäche“, zitiert Wolfgang Thierse, was er jüngst gelesen hat. „Das gefällt mir gut.“ Doch fehlerlos und frei von Irrtümern war die SPD, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert, nie. „Wir haben uns immer daran abgearbeitet“, bekennt der Mann mit dem markanten Bart am Mittwochabend im Alten Rathaus zu Wittenberg.

Kenner der eigenen Partei

Dort wird die Wanderausstellung eröffnet, die durch die Bundesrepublik tourt und für 14 Tage in Wit- tenberg Station macht (siehe „Auch Ortsgeschichte“). Thierse ist Ehrengast. Kein Schönredner, aber auch kein Pragmatiker um jeden Preis. Thierse weiß um die Stärken und Schwächen der Partei. Seit 24 Jahren ist er politisch tätig, erst für das Neue Forum, ab Anfang 1990 für die SPD. Er wurde beim Zusammenschluss zur gesamtdeutschen SPD stellvertretender Parteivorsitzender. Er gehörte der ersten frei gewählten Volkskammer an und ist seit Oktober 1990 Mitglied des Bundestages und war zwei Amtsperioden dessen Präsident.

Sein Rückblick auf die Geschichte der Sozialdemokraten ist realistisch und doch innerlich begeistert. Er erzählt von persönlichen Erleb- nissen, etwa dem Treffen von Ost- und Westdeutschen 1964 auf dem Berliner Bahnhof Friedrichstraße, ermöglicht durch ein Passierschein-Abkommen. „Ich hatte niemanden zu erwarten, aber ich wollte mir das ansehen“, so Thierse. „Damals begriff ich, was demokratische, sozialdemokratische Politik bedeutet.“ Für ihn ist diese nicht das Streben nach einer Utopie. „Wir wollen Konkretes für die Menschen tun.“

Was an diesem Abend eine Etage tiefer in recht nüchternen Sätzen und Zahlen der Ausstellung nachzulesen ist, fasst Wolfgang Thierse auf seine Art zusammen. Diese Partei hat alle Höhen und Tiefen erlebt: mit ihren Wurzeln im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, gegründet 1869, Verbote, Neugründungen. „Wir sind nie von Sieg zu Sieg geeilt. Unser Ziel war und ist es, Gerechtigkeit für Arbeitende zu schaffen. Insofern gehört die Sozialdemokratie zum Kapitalismus dazu. Sie ist durch ihn geboren“, sagt Thierse. „Unsere fundamentale Überzeugung ist: Freiheit und Gerechtigkeit  Dafür gelte es, Mehrheiten zu gewinnen, auch mit anderen politischen Kräften. „Die SPD kann das nicht allein erreichen“, weiß er.

Von Arne Lietz, Vorsitzender des Wittenberger SPD-Ortsvereins und auch im Kreis, wird er nach dem Ende der Wende gefragt. Ersteres macht er an zwei Kriterien fest. „Wenn die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zwischen Ost und West so sind wie zwischen Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg“, gesteht Thierse dieser Republik auch weiter „Buntheiten“ zu. „Und wenn bei einer Bewerbung auf eine mittlere und höhere Position nicht mehr in die Stasi Akten geschaut wird.“

Bedeutung der Reformation

Die Reformation nennt der Katholik Wolfgang Thierse ein Ereignis mit welthistorischer Bedeutung und auch einen weltkirchlichen Vorgang, dessen Jubiläum von allen gefeiert werde, nicht nur Protestanten. „Die Reformation hat auch die katholische Kirche verändert“, begründet Thierse dies. Sie lehre, in Toleranz „als herbe Tugend für die eigene Überzeugung einzustehen und die Überzeugung anderer zu respektieren“.

Der Mann, der für dreieinhalb Monate Vorsitzender der Ost-SPD war, wird nicht wieder für den Bundestag kandidieren. „Man darf sich nicht an die Politik mit Haut und Haaren verkaufen“, meint er. Befragt, was er danach tun wird, lässt er alles offen. „Vielleicht habe ich Lust, meinen Kindern zu erzählen, wie es war, in der DDR zu leben.“

Quelle: Karina Blüthgen - Mitteldeutsche Zeitung vom 12.07.2013

 

Homepage SPD Kreisverband Wittenberg

 

Für uns im Landtag

 

Für uns im Europaparlament

 

Links

Mitglied werden!