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SPD Ortsverein Coswig (Anhalt)

Podiumsdiskussion: "Gibt es eine Zukunft auf dem Land?"

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Müntefering, Lietz und Oswalt im Gespräch
Konträrer könnten die Ansichten zum Thema „Gibt es eine Zukunft auf dem Land?“ nicht sein. Auf der einen Seite Philipp Oswalt, Direktor der Stiftung Bauhaus, der die Zukunft in neuen räumlichen Organisationen und einem teilweisen Rückzug staatlicher Daseinsvorsorge sieht. Auf der anderen Seite Franz Müntefering, SPD-Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Bundesminister für Arbeit und Soziales, der konkrete Kriterien benennt, die ausschlaggebend für die Zukunftsfähigkeit eines Gebietes sind, egal ob Stadt oder Dorf.

Großes Interesse

Ihr Zusammentreffen in Wittenberg findet großes Interesse. Der Raum im Wittenberger Luther-Hotel ist am Mittwochabend fast voll. Knapp 100 Zuhörer, nicht nur aus Wittenberg und nicht nur Sozialdemokraten, wollen sich die von der Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltete Podiumsdiskussion nicht entgehen lassen und selbst Fragen stellen. Die zielen auf Ursachen und Auswirkungen der demografischen Veränderungen. Die Abwanderung vor allem junger Frauen nach der Wende wird als eine Ursache ausgemacht. Andere finden Oswalts Thesen zwar radikal formuliert, aber kaum anwendbar auf eine regionale Wirklichkeit, die viel differenzierter ist.

„Das sind keine Projektionen, sondern eine Zustandsbeschreibung“, beharrt der Direktor der Stiftung Bauhaus auf seiner Sicht. „Wir müssen akzeptieren, dass wir diesen Prozess haben und dass die Bevölkerung im ländlichen Raum rückläufig ist.“ Seine Vorschläge klingen ungewöhnlich wie etwa die künftige Organisation von Strukturen nach dem Vorbild freiwilliger Feuerwehren: Der Staat stellt die Infrastruktur, realisiert wird etwas dann im bürgerschaftlichen Engagement.

Normen und Standards müssten hinterfragt werden, so Oswalt. Sechs Meter breite Straßen zu jedem Ort, „müssen die sein“? Auch Erwartungshaltungen müssten auf den Prüfstand, etwa wie jetzt beim Hochwasser. „Dass der Staat für Schäden aufkommt, ist nicht selbstverständlich“, findet er. „Lohnt es sich, es über Versicherungen zu machen oder lässt man es bleiben?“ Erstaunlich, das Publikum bleibt relativ ruhig auf diese Sätze. Vielleicht liegt es daran, dass Oswalt oft lange verschachtelte Sätze nicht direkt ins Mikrofon spricht und diese zum besseren Verstehen eher hätten geschrieben als gesprochen werden sollen. Ganz anders Franz Müntefering, der innerhalb der Projektgruppe „Miteinander der Generationen“ der Bundestagsfraktion an praktikablen Ansätzen arbeitet. Diese setzen Kinder in den Vordergrund. „Eine Region, die nicht hinreichend Kinder hat, wird dem Risiko des Erodierens nicht entgehen“, macht auch er deutlich. Aber Müntefering zählt konkret auf, wie dem entgegen gesteuert werden kann. Nämlich mit guter Schule und Ausbildung, guter und ordentlich bezahlter Arbeit, dem Charme kleinerer Gemeinden mit starker Vernetzungen in Familie und Vereinen sowie einem Ort mit Vorsorge, wo es sich gut alt werden lässt.

Migranten nicht die Lösung

Einig sind sich beide, dass Migranten den Bevölkerungsschwund nur bedingt lösen. Sie gingen dorthin wo Arbeit ist. Hier hakt Moderator Arne Lietz ein. Der SPD-Bundestagskandidat aus Wittenberg sieht für die Lutherstadt eine gute Lage zum Pendeln in die Großstädte Berlin und Leipzig.

„Aus dieser Stadt kann man was machen“, stimmt Müntefering zu. Das amüsiert die Zuhörer. Am Ende schlägt Oswalt fast versöhnliche Töne an. „Zukunft hängt nicht nur von Wachstum ab“, schlägt er den Bogen zu Münteferings Ansatz, dass Stadtgrenzen nur für Kommunalpolitiker Bedeutung hätten. Für Menschen nicht, die leben regional.

Quelle: Karina Blüthgen, Mitteldeutsche Zeitung Wittenberg: http://www.mz-web.de/wittenberg-graefenhainichen/positionen-zukunft-auf-dem-land-,20641128,23301628.html

 

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